„Ich war der Hitler von Köln.“
11. November 2025
Am Freitag hatten ca. 350 Oberstufen-Schüler der OARS (Kl. 10), der GSS (Kl. 11) und des HMG (Kl. 11, 12) die besondere Gelegenheit, einen zweistündigen Vortrag von Axel Reitz anzuhören. Er gehörte zum Kader der NPD und war auch ein gefragter Propagandist verschiedener Kameradschaften und anderer Neonazi-Netzwerke. Eloquent und schülernah berichtete Herr Reitz, wie schnell er sich – trotz eines guten Elternhauses und schulischer Erfolge – im Alter von 13 Jahren radikalisiert hat. Er erklärte seinen jungen Zuhörern, welche Strategien (z. B. das Love-Bombing) es zu durchschauen gilt, um nicht selbst in den Bann von Verschwörungstheorien zu geraten. Dabei machte er immer wieder deutlich, welche Gefahren von extremistischen Ideologien ausgehen (z. B. binäres Weltbild, enorme Gewaltbereitschaft) – und wie schwer, aber auch wichtig es sei, einen Neuanfang zu wagen.
Aus der Retrospektive betrachtet gibt der Buchautor („Ich war der Hitler von Köln“) an, dass es eigentlich keinen konkreten Wendepunkt gegeben habe, der zu seinem Sinneswandel geführt hat. Sein Ausstieg sei im Grunde mit dem Einstieg in die NPD einhergegangen: Über Jahre hinweg seien ihm immer wieder Widersprüche aufgefallen („Es gibt auch nette Ausländer!“), über die er aber nie sprechen durfte, da er sonst selbst als Feind in den eigenen Reihen gegolten hätte.
Nachdem er 2012 schließlich von einem SEK-Kommando verhaftet worden war und im Gefängnis vom deutschen Staat – also eigentlich vom Systemfeind – Hilfe beim Ausstieg angeboten bekam, begann der Weg in ein neues Leben: Heute ist der 42-Jährige als Anwaltsgehilfe tätig und engagiert sich im Verein „Extremislos e. V.“ als Vortragsredner und Ansprechpartner für Interessierte, Ausstiegswillige und Fachleute.
Am Ende der Veranstaltung wurde einmal mehr deutlich: Politische Bildung lebt von Begegnungen, vom Diskurs und der Bereitschaft, sich immer wieder mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen: „Setzt euch für die deutsche Demokratie ein! Nicht schweigen, wenn andere schlechtgeredet werden!“ (A. Reitz)
Wir danken Axel Reitz für seinen ehrlichen und interaktiv ausgerichteten Vortrag, den Schülern, die im Rahmen einer Fragerunde so viele wertvolle Fragen gestellt haben, und explizit auch der Friedrich-Naumann- und der Reinhold-Maier-Stiftung, die für die Kosten aller drei Vorträge aufgekommen sind.
Monika Motz (HMG), Sabrina Prinz (OARS) und Carolin Giesler (GSS)

